Zwischen Haltung und Handlung
Wenn jede Note politisch ist: Autor Samuel Binder berichtet darüber, wie Kunst jederzeit politisch und wann sie aktivistisch ist.
Wenn jede Note politisch ist: Autor Samuel Binder berichtet darüber, wie Kunst jederzeit politisch und wann sie aktivistisch ist.
Ständig im Stress, ständig besser und schneller: Autorin Jana Treptow berichtet über das Für und Wider der Digitalisierung.
Wie wirken sich Facebook und Co. auf die Demokratie aus? Autorin Lina Wiggeshoff berichtet über Vorteile und Gefahren von Social Media.
Wie setzen Parteien personalisierte Werbung ein und welche Gefahren birgt das? Autorin Christina Teupen berichtet über Microtargeting.
Mitte März – der Lockdown. Binnen weniger Tage der absolute Stillstand. An Produktionsbändern, auf den Straßen, keine Containerschiffe, die die Weltmeere überqueren, keine Flugzeuge, die im Minutentakt von den Drehkreuzen der Metropolen abheben. Schlagbäume, die europäische Landesgrenzen wieder spürbar machen. Firmen, Unternehmen, Geschäfte, Restaurants und Imbisse – geschlossen. Dafür aber der Kampf um Klopapier und Nudeln im Supermarkt, wochenlange Kinderbetreuung vereint mit Homeoffice, zwischen Mittagessenkochen und Wäschewaschen, Kurzarbeit, Entlassungen. Dann: fallende Aktienkurse – so wie zuletzt während der Finanzkrise. Stillstand. Überforderung. Existenzängste. Wie soll es weitergehen? Und wer überlebt? Nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich? Nicht nur in Deutschland oder den europäischen Nachbarländern, sondern weltweit. Was sich wie die Apokalypse in einem schlechten Zombie-Film liest, war und ist immer noch Realität. Das Corona-Virus hat uns im Griff – die Menschheit. Nicht ohne Grund sprechen wir von einer Pandemie. Wie der Philosoph Markus Gabriel anmerkt, eine altgriechische Bezeichnung für „das ganze Volk“. Vor dem Virus sind wir alle gleich. Ob arm, ob reich, ob schwarz, ob weiß, ob mächtig oder nicht. Plötzlich sind wir gemeinschaftlich bedroht. …
Von #MeToo und Black Lives Matter bis hin zu rassistischer und demokratiefeindlicher Hetze: Während es auf der einen Seite noch nie so einfach war, Menschen weltweit für Überzeugungen zu mobilisieren, kann der positive Effekt des digitalen Politik-Zeitalters auch schnell ins Gegenteil verkehren. Diesen Tendenzen gilt es entgegenzuwirken. Nehmen wir einmal an, es gäbe heute keine Computer, Notebooks und Tablets, keine Smartphones, Apple Watches und Google Glasses – es gäbe schlichtweg keine Digitalisierung und kein Internet. Wie sähe unser Leben heute aus? Die einen würden sagen, die Welt wäre eine bessere. Unser Alltag wäre weniger schnelllebig und stressig. Wir würden unsere Mitmenschen wieder mehr im Realen treffen und unsere Beziehungen dadurch stärken. Völliger Irrsinn, würden andere erwidern. Das Internet mache unser Leben um vieles leichter. Es öffne uns den Zugang zu schier unbegrenztem Wissen und lasse uns am Leben anderer zu jeder Zeit teilhaben – sofern wir das möchten. Es steht fest: Beide Seiten haben auf ihre Weise recht. Die Digitalisierung ist Gefahr und Chance zugleich. Sie öffnet neue Türen und schließt zugleich alte. Zudem ist …
Zwei Bauarbeiter in orangenen Warnwesten arbeiten mit dem Presslufthammer. Es ist laut. Verdammt laut. Am 25. Mai 2020, einem sonnigen Montagvormittag, bessern sie den Gehweg auf dem Dortmunder Friedensplatz aus. Etwa 100 Meter weiter, direkt vor der Friedenssäule, steht eine Aktivistin mit einem Mikrofon in der Hand. Vor ihr sitzen sieben Leute auf Gartenstühlen und Hockern – natürlich mit anderthalb Metern Abstand und Mund-Nasen-Schutz – und hören der Aktivistin zu. Mit Klebeband haben sich zwei junge Frauen ein Banner auf den Rücken geklebt. Darauf steht: “Klimakrise auFHalten – tu DOch was!” Die Aktivistin heißt Mirjam Bourgett, sie ist 22 Jahre alt und hält gerade die Eröffnungsrede zur Public Climate School. Eine offene Hochschule, initiiert von den Students for Future Ortsgruppen in ganz Deutschland, in der sich die Aktivisten Ende Mai mit Experten, Wissenschaftlern und Interessierten über Klimagerechtigkeit unterhalten wollen. Alles digital, bis auf die Auftaktveranstaltungen in einigen deutschen Städten, denn Großveranstaltungen sind wegen der Corona-Krise weiterhin untersagt. Die Musikbox, die an Mirjams Mikrofon angeschlossen ist, funktioniert nicht richtig. Durch den Hall ist es schwierig, ihrer …
Die junge Generation ist lauter denn je. Die Fridays for Future Demos und die Corona-Pandemie befeuern die Debatte um die Senkung des Wahlalters. Die Debatte ist nicht neu. Die politische Ausdauer der Jugendlichen schon. Es ist der 20. August 2018. Ein junges Mädchen setzt sich vor das schwedische Parlament mit einem Schild mit der Aufschrift: „Skolstrejk för klimatet“ – auf deutsch bedeutet das „Schulstreik für das Klima“. Eigentlich hat das Mädchen Schule. Doch die 15-Jährige will die nächsten drei Wochen jeden Tag herkommen und streiken. Bis zum Wahltag, an dem in Schweden ein neues Parlament gewählt wird. Am nächsten Tag setzt sich ein Mädchen dazu. Nach einer Woche erreicht der Protest der damals 15-Jährigen auch die deutschen Medien. Greta Thunberg hatte eine Bewegung in Gang gesetzt, an der sich Millionen Menschen weltweit beteiligt haben – und wurde zur Galionsfigur im Kampf gegen den Klimawandel. Es erinnert ein bisschen an Tom Hanks Paraderolle: Als Forrest Gump beginnt er quer durch die USA zu laufen, erst alleine, dann zu zweit und später folgen dem Protagonisten des Oscar-Meisterwerks …