Autor: Valerie Becker

Alexander Trennheuser - Foto: Lucas Rosenthal

„Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr“

Interview mit Alexander Trennheuser, Bundesvorsitzender von „Mehr Demokratie“ Alexander Trennheuser ist Bundesvorsitzender von „Mehr Demokratie“. Der Verein setzt sich seit Jahren für mehr Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie auf Bundesebene ein. Im Interview erzählt er, wie Bürgerinnen und Bürger besser in die Entscheidungen zu den Corona-Maßnahmen hätten integriert werden können und was die Politik aus der Krise lernen sollte. Herr Trennheuser, reicht es aus, alle vier Jahre ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu machen oder wollen Bürgerinnen und Bürger mehr an politischen Entscheidungsprozessen teilhaben? Alexander Trennheuser: Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr! Ein guter Teil meiner Arbeit besteht ja in der Beratung von Initiativen. Jeden Tag begegnen mir in dieser Beratung kommunale Bürgerbegehren oder auch landesweite Initiativen, die direktdemokratische Prozesse anstoßen wollen. Und dort erlebe ich: Da sind Menschen, die sich politisch beteiligen wollen, die aber keine Lust oder keine Zeit haben, sich parteipolitisch über Jahre und Jahrzehnte zu engagieren und damit zu binden. Diese Menschen haben ein bestimmtes Thema und das wollen sie durchkämpfen. Und genau diese Menschen suchen in anderen Formaten, zum Beispiel in …

Christian Brüninghoff - Foto: Landesjugendring NRW

„Jugendliche waren immer politisch“

Interview mit Christian Brünighoff, Referent für kommunale Jugendpolitik Jugendlichen eine Stimme geben – das ist das Ziel von Christian Brüninghoff. Als Referent für kommunale Jugendpolitik führt er regelmäßig Kinderwahlen durch, die zeigen: Man muss nicht erst 18 werden, um sich eine politische Meinung bilden zu können. Im Interview verrät er, was junge Menschen aktuell bewegt und wie sie politisch besser beteiligt werden könnten. Herr Brüninghoff, was beschäftigt die jungen Menschen da draußen? Christian Brünighoff: Was politisch wirklich sehr aktuell ist – auch wenn wir es gerade nicht so merken – ist das Thema Nachhaltigkeit. Und auch der Aspekt der Generationengerechtigkeit. Unter welchen Bedingungen wachsen junge Menschen heute auf? Wie war das für Eltern oder Großeltern? Und wie wird das vielleicht für die Kinder der heutigen Generation sein? Da steckt natürlich die Klimafrage dahinter, aber auch noch einige andere Aspekte wie die Infrastruktur und die Chance auf Bildung. Also: Wer trifft eigentlich welche Entscheidung und wie ist die eigentlich unter dem Aspekt Generationengerechtigkeit zu bewerten? Wie hat sich denn das politische Interesse der Jugendlichen in den …

Wahlrecht ab 16? Die Jugend ist nicht politikverdrossen.

Jugendverdrossenheit ersetzt Politikverdrossenheit – Wahlrecht ab 16?

Die junge Generation ist lauter denn je. Die Fridays for Future Demos und die Corona-Pandemie befeuern die Debatte um die Senkung des Wahlalters. Die Debatte ist nicht neu. Die politische Ausdauer der Jugendlichen schon. Es ist der 20. August 2018. Ein junges Mädchen setzt sich vor das schwedische Parlament mit einem Schild mit der Aufschrift: „Skolstrejk för klimatet“ – auf deutsch bedeutet das „Schulstreik für das Klima“. Eigentlich hat das Mädchen Schule. Doch die 15-Jährige will die nächsten drei Wochen jeden Tag herkommen und streiken. Bis zum Wahltag, an dem in Schweden ein neues Parlament gewählt wird. Am nächsten Tag setzt sich ein Mädchen dazu. Nach einer Woche erreicht der Protest der damals 15-Jährigen auch die deutschen Medien. Greta Thunberg hatte eine Bewegung in Gang gesetzt, an der sich Millionen Menschen weltweit beteiligt haben – und wurde zur Galionsfigur im Kampf gegen den Klimawandel. Es erinnert ein bisschen an Tom Hanks Paraderolle: Als Forrest Gump beginnt er quer durch die USA zu laufen, erst alleine, dann zu zweit und später folgen dem Protagonisten des Oscar-Meisterwerks …