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Ethik ist nicht berechenbar

Was hat sich in unserer Welt und unserem Verhalten verändert, seitdem wir nicht mehr ausschließlich analog, sondern vor allem digital leben? Nehmen wir das Beispiel Internet. Zunächst gab es eine große Euphorie. Mehr Pluralismus, mehr Demokratie, mehr Mitbestimmung und Partizipation. Aber heute diskutieren wir eher über Hasskommentare und anonyme Beleidigungen. Gab es in den vergangenen Jahrzehnten einen Werteverlust? Hängt die digitale Moral jedes Einzelnen vielleicht auch mit dem Wissen über die Vor- und Nachteile der Digitalisierung zusammen? Unsere digitale Ethik steckt noch in den Kinderschuhen. Denn wer bestimmt, wie wir uns im Internet zu verhalten haben oder wie viel Einfluss ein Algorithmus auf unsere Entscheidungen bekommt? Und welche gesellschaftlichen Folgen hat es, wenn Künstliche Intelligenz (KI) Alltagsaufgaben übernimmt? Diese und weitere Fragen stehen seit langer Zeit im Raum, doch klare Antworten gibt es bisher nicht. Dafür kontroverse Debatten, die auf globaler und nationaler Ebene geführt werden. Unumstritten ist allerdings die Wichtigkeit dieser Auseinandersetzung, denn sie wird grundlegend für unsere gesellschaftliche Zukunft sein. Um sich der Frage zu nähern, ob unsere „analoge Ethik“ nicht mehr der …

Digitales ABC

Technische Begriffe können verwirrend sein, besonders, wenn sie in Massen auftauchen. Damit euch beim Lesen nicht der Kopf schwirrt, habe ich die wichtigsten Begriffe hier einmal für euch erklärt. Adblock: Ein Adblocker oder auch Werbeblocker ist ein Programm, das beim Surfen im Hintergrund läuft und verhindert, dass Werbung angezeigt wird. Dadurch lassen sich Webseiten und Videos frei von Reklame halten. Viele Betreiber von Webseiten finden das natürlich nicht gut, da sie mit der Reklame Geld verdienen. Sie schränken also den Zugang für Adblock-Nutzer ein. Nutzer können den Adblockern allerdings mitteilen, auf welchen Seiten sie Werbung tolerieren sollen. App: Eine App oder Applikation (zu deutsch Anwendungssoftware) ist einfach ein Programm, das eine bestimmte Funktion erfüllt. Früher bezog sich der Begriff nur auf Programme auf den Smart-Phone. Apps können zum Beispiel Spiele, E-Mail-Programme, oder Browser sein. Assistent: Installations-Assistenten führen Nutzer durch die Installation von Programmen. Sie geben Informationen über den Fortschritt, die Bedingungen und die Wahlmöglichkeiten während einer Softwareinstallation, Browser: Browser, auch Webbrowser genannt, sind Computerprogramme, die Webseiten im Internet darstellen. Bekannte Browser sind Chrome, Firefox und …

„Prävention ist das A und O“

Daniel Moßbrucker ist Journalist und Security-Trainer für Journalisten.Seine Themengebiete sind Überwachung, Datenschutz und Internetregulierung. Reporter ohne Grenzen unterstützt er als Referent fürInformationsfreiheit im Internet. Im Gespräch mit Maximilian Zienauerzählt er, dass jeder Journalist vor einer individuellen Herausforderungsteht, wenn er seine Daten schützen möchte Welche Rolle spielt Datenschutz im journalistischen Alltag?Der Aspekt der Datensicherheit besitzt für Journalistinnen und Journalisten naturgemäß eine sehr große Bedeutung. Es ist die Aufgabe von Medien, dem Staat und allen anderen Gruppen auf den Zahn zu fühlen. Daher mussten sich Journalistinnen und Journalisten immer schon vor Spähangriffen schützen. Das ist in der Digitalisierung umso wichtiger geworden, einfach weil die Erfassungsmöglichkeiten gestiegen sind. Der Journalismus ist heutzutage vollkommen digitalisiert, eine analoge Recherche ist unmöglich. Von daher lauern auch überall Gefahren.Das heißt nicht, dass alles, was man im Internet tut, gleich zu einemgroßen Skandal oder eine aufgeflogenen Quelle führt. Das wäre sicherlich Paranoia. Aber ein gesundes Bewusstsein, was man tun sollte, ab wann es sensibel wird, das müssen alle Medienschaffenden haben. Welche Fallstricke lauern auf Journalisten im digitalen Raum?Das ist individuell. Wir als Reporter …

Lokalpatrioten beim Zwitschern

Die CDU sei in der digitalen Kommunikation noch nicht angekommen. Das sagte Frank Überall, Präsident des Deutschen Journalisten-Verbands, in der Tagesschau. Anlass für sein Urteil: die Reaktion der Partei auf ein „Zerstörungs-Video“ des YouTubers Rezo. Ein angekündigtes Gegenvideo wurde nicht veröffentlicht – und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sorgte mit ihrem Vorstoß zu „Regeln im digitalen Bereich“ für Diskussionen. Nur: Wenn sich schon die Spitze einer großen Partei mit Social Media schwer tut – wie mag es dann erst in der Lokalpolitik aussehen? Ein junger Kommunalpolitiker, ein Politikberater und ein Medienwissenschaftler sprechen im Podcast über zwitschernde Lokalpatrtioten – und all die Hürden, Konflikte und Potentiale, die es gibt.

Die Berater Sie planen Wahlkampfkampagnen und entwerfen Kommunikationsstrategien: Zwei Politikberater über die Digitalisierung in der politischen Kommunikation und die Grenzen zwischen Machen und Beraten. Heute Morgen Übermorgen: Wo verläuft die Grenze zwischen Politik machen und Politik beraten? Frank Stauss: Da gibt es einen großen Unterschied in der alltäglichen Arbeit. Politik ist ein sehr ernsthaftes, intensives und sachorientiertes Geschäft. Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, dass wir viele exzellente Fachpolitiker haben, denen aber manchmal die Zeit und die Gabe fehlen, in der heutigen Medienwelt ihre Botschaften zu transportieren. Dabei gehört Politikvermittlung ja wesentlich zum Beruf eines Politikers dazu. Inhaltliche Politik machen wir also ganz klar nicht, aber wir spitzen die Politik in der Kommunikation inhaltlich zu. Ob ein Kunde unserem Rat folgt, liegt bei ihm. Mir geht es darum, die Stärken einer Person zu stärken und nicht darum, ihre Schwächen auszubügeln. Was im umgekehrten Fall geschehen kann, haben wir bei Martin Schulz gesehen. Als Berater schaue ich ganz klar darauf, wie die Person ist, wofür sie brennt, bei welchen Inhalten sie sattelfest ist. Und dann gilt es …

Die Agenturen Neben freien Beratern und Beratungsagenturen arbeiten auch Werbeagenturen für Politiker. Zum goldenen Hirschen hat für die Grünen den Wahlkampf gestaltet, Heimat Berlin ist für den neuen Look der FDP verantwortlich. Wo findet ihre Arbeit Grenzen? Heute Morgen Übermorgen: Was sind Grenzen der Politikberatung? Alexander Lang: Wir machen keine Politikberatung, wir unterstützen politische Akteure bei der Kommunikation. Die Grenzfrage ist eher relevant, wenn man für Unternehmen kommuniziert und die Zielgruppe die Politik ist. Denn dann geht es um Interessenvertretung, die an sich legitim ist. Aber es stellt sich schnell die klassische Lobbyismus-Frage: Wie weit ist Einflussnahme demokratisch und wie weit ist sie durch bestimmte Ressourcen oder Kanäle, die zur Verfügung stehen, eine Beeinträchtigung der Gleichheit der Informationen? Aber für das, was wir machen, gibt es da eigentlich keine Schwierigkeiten. Wir kommunizieren nicht in Richtung Politik. Wir kommunizieren das Politische Handeln. Wir unterstützen die Regierung und einzelne Ministerien dabei, ihrem Informationsauftrag gegenüber der Öffentlichkeit nachzukommen. „Zu viele Informationen zur gleichen Zeit machen es für diejenigen einfach, die in kurzen Parolen kommunizieren.“ Alexander Lang Die Grenze, …

Die Politiker Und was sagen die Politiker selbst? Wir haben mit zwei Bundestagsabgeordneten gesprochen. Beide haben, nach eigenen Angaben, selbst noch nie professionelle, strategische PR-Beratung in Anspruch genommen – um die Notwendigkeit, sich zu inszenieren, wissen sie trotzdem. Heute Morgen Übermorgen: Wo verläuft die Grenze zwischen Politik machen und Politik beraten? Marco Bülow: Politik wird immer mehr zu einem Geschäft, in dem man versucht, sich, die eigene Partei und die eigene Politik zu verkaufen. Man folgt längst nicht mehr hauptsächlich seinem Gewissen. Das hat damit zu tun, dass Politik immer weniger in den Landtagen und Bundestagen stattfindet. Die Politik machen andere, Lobbyisten etwa. Das Parlament ist nicht mehr der Ort, wo Politik geprägt wird. Spüren Sie als Politiker einen „Inszenierungsdruck“? Und würden Sie sagen, dass Sie sich selbst auch inszenieren? Ich glaube schon, dass aus dem Einflussverlust von Politik ein Inszenierungsdruck erwächst. Eine weitere Ursache sind die sozialen Medien. Dort wird heute einfach stärker inszeniert als früher. „Als ich gemerkt habe, dass ich über den klassischen demokratischen Weg ohnehin keinen Einfluss habe, habe ich schon …

Die Wissenschaftler Hinter Politikern stehen mitunter ganze Beraterteams – PR-Experten, die versuchen, sie in der Öffentlichkeit ins beste Licht zu rücken. Was bedeutet das für eine Demokratie, in der Wähler auf Grundlage dessen entscheiden, was sie zu hören, sehen, lesen bekommen? Wir haben zwei Wissenschaftler gefragt. Heute Morgen Übermorgen: Wer macht in Deutschland eigentlich die Politik: Sind es die Politiker? Oder inzwischen doch eher ihre PR-Berater? Otfried Jarren: Die Entscheidungen trifft schon die Politik. Trotzdem hat die PR einen Einfluss darauf, wie diese Politik vermittelt wird. Das sieht man zum Beispiel daran, dass Gesetze neuerdings eigentümlich benannt werden, so als seien sie Geschenke für die Bevölkerung. Beispiel: das ‚Gute-Kita-Gesetz‘. Was sind die Chancen und Risiken von politischer PR-Beratung und Inszenierung in einer Demokratie? Wir stehen in Deutschland vor einem Problem. Es gibt keine klaren, gesetzliche Regelungen, was Bundes- und Landesregierungen mit Steuermitteln im Bereich der Kommunikation beziehungsweise PR machen dürfen. Dass sie ihre Politik vermitteln wollen und müssen, muss man akzeptieren. Doch bei bestimmten persuasiven Kommunikationsformen besteht das Risiko, dass eine Regierungs-PR manipulierend wirken und …