Alle Artikel in: Quo vadis, Journalismus?

Sprechen wir über Wahrheit

Foto: FCSCAFEINE/ Shutterstock.com Journalisten haben einen ganz eigenen Anspruch an die Wahrheit. Vor allem daran, die Wahrheit in ihrer Arbeit abbilden zu wollen. Auf gewisse Weise basieren journalistische Qualitätsstandards wie „Objektivität“ und „Richtigkeit“  auf der Annahme, es gäbe eine vom Menschen losgelöste Wahrheit, an die man sich, nimmt man sich als Berichterstatter nur weit genug zurück, annähern kann – in der Form, dass man sie nicht verfälscht. Aber: Ist das überhaupt möglich? Vielleicht kann Markus Gabriel, junger Shooting-Star der Philosophie, uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen. von Hannah Schmidt Der Anspruch, den Menschen an den Journalismus stellen, ist derjenige, umfassend und möglichst unverfärbt über Tatsachen informiert zu werden. Stimmen die berichteten Tatsachen nicht mit dem überein, was der Rezipient oder die Rezipientin für die „wahren“ Tatsachen hält, wird jedoch vor allem in den letzten Jahren schnell das Wort „Lüge“ in den Mund genommen, wird von Fälschung, von „Fake News“, gesprochen. Das bringt eine persönliche Ebene ins Spiel, die erst einmal mit dem Berichteten gar nichts zu tun hat: Schließlich ist eine Lüge eine absichtliche …

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Transparenz als Chance für den Journalismus

Foto: Mariusz Szczygiel/Shutterstock.com Was genau bedeutet mehr Transparenz im Journalismus? Als Vorbild in dieser Hinsicht gilt die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. Sie wurde für ihren offenen Umgang mit Kritikern ausgezeichnet. Transparenz geht bei Hayali aber weiter, bis ins Private. Ist Personalisierung und Transparenz in dieser Form eine wünschenswerte Perspektive für den Journalismus? Marieluise Denecke macht klar: Es kann jedenfalls nicht nur um die Social-Media-Aktivitäten einzelner, populärer Medienfiguren gehen. Ihr Text ist ein Auszug aus dem Buch „Meinung Macht Manipulation“, das 2017 im Westend-Verlag erschienen ist. »Kann den wer anzünden bitte?« Das ist ein Eintrag auf einer Facebook-Seite. Auf der Seite der rechtspopulistischen FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs). Mit »den« war ein Journalist gemeint. Was er getan hatte, um diese Todesdrohung zu bekommen? Er hatte einen Tweet abgesetzt. In diesem Tweet hatte er vorgeschlagen, dass der Österreichische Rundfunk Nachrichten doch optional mit türkischen Untertiteln senden könne. Es dauerte nicht lange, bis die Beschimpfungen kamen. Und eben diese Frage: »Kann den wer anzünden bitte?« Florian Klenk ist Journalist und arbeitet für das österreichische Magazin Falter. Ihm galt diese Drohung. Als Reaktion darauf …

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Nur noch kurz die Welt retten

Foto: PHOTOCREO Michael Bednarek/Shutterstock.com Was ist Journalismus eigentlich heute noch? Hält er den Menschen den Spiegel vor – oder allzu oft den Zerrspiegel? Macht das „Getöse der Medien“, wie es viele Menschen empfinden, heute noch Sinn? Elisabeth Thobe hat diesen Fragen auf sehr persönliche Weise nachgespürt. Ihr Text ist eine Selbstvergewisserung darüber, was den Journalismus heute eigentlich noch ausmacht – und wie Journalisten der grassierenden Kritik an ihrem Berufsstand begegnen sollten. Ihr Text ist ein Auszug aus dem Buch „Meinung, Macht, Manipulation – Journalismus auf dem Prüfstand“,  das von Michael Steinbrecher und Günther Rager herausgegeben wurde und im Westend-Verlag erschienen ist. Angst hat für mich die Form einer Roulade. Verstehen Sie mich nicht falsch; ich bin weder radikale Vegetarierin, noch erschüttern mich die Konsequenzen eines guten Essens auf der Waage. Sie ist auch kein Ausdruck eines schweren Kindheitstraumas. Die Roulade ist für mich – und das ganz ohne eigenes Verschulden – zu einem Symbol geworden für den Moment, in dem sich ein Teil meines Weltbilds änderte. Und ich etwas erkannte, das ich bis dato nicht …

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Der wachsame Laie im Netz

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„Haltung“ – aber wie?

Foto: tommaso lizul/Shutterstock.com Journalisten sollen Haltung zeigen: Das ist eine altbekannte Forderung. Andererseits stehen Medienschaffende regelmäßig in der Kritik: Sie veröffentlichten Meinungen statt Fakten, subjektive Eindrücke statt objektive Betrachtungen. Die alte Debatte über Objektivität im Journalismus ist wieder aktuell. Jana Fischer reflektiert, was  Haltung zeigen für Journalisten heute eigentlich bedeutet. Der Text ist ein Auzug aus dem Buch „Meinung Macht Manipulation“, das 2017 im Westend-Verlag erschienen ist. Von Jana Fischer »Haltung zeigen!« forderte Anja Reschke im August 2015 in einem viel beachteten »Tagesthemen«-Kommentar von ihren Zuschauern. »Haltung zeigen« sollten die Bürger gegen Online-Hasskommentare im Zuge der Flüchtlingsdebatte: gegen herabwürdigende, beleidigende, teils strafrechtlich relevante Aussagen. Ihre »klare Haltung« war es dann auch, für die Reschke später vom medium magazin als Journalistin des Jahres ausgezeichnet wurde. Dass sie selbst aus ihrer Rolle als neutrale Beobachterin herausgetreten war, wurde ihr explizit zugutegehalten: Haltung sei genau das, »was der Journalismus in Zeiten der ›Lügenpresse‹-Vorwürfe braucht«, so die Begründung. Haltung: Der Begriff ist im journalistischen Kontext in der Regel positiv besetzt. Interessant eigentlich, denn mit der »Meinung«, der kleinen Schwester …