Autor: Julian Beyer

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Der wachsame Laie im Netz

Foto: ESB Professional/Shutterstock.com Wenn die tradierte Medienselbstkritik versagt, springen oft wachsame Laien ein. Sie recherchieren und kommentieren, decken Fehler von Journalisten auf, oft mit großer Sachkenntnis. Wie groß kann ihre Wirkung sein? Wie ernst müssen Journalisten die neuen Medienkritiker nehmen? Julian Beyer glaubt an eine positive Wirkung der wachsamen Laien und plädiert für eine partizipativere Form der Medienregulierung. Sein Text ist ein Auszug aus dem Buch „Meinung Macht Manipulation“, das 2017 im Westend-Verlag erschienen ist. »Rasender Reporter« hat sich Egon Erwin Kisch einst selbst genannt. Als junger Journalist entlarvte er einen tschechischen General als Spion, und später sagte Kisch: »Der Reporter dient dem Widerstand des Proletariats gegen die ganze Welt.« Seine literarischen und unterhaltsamen Reportagen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelten heute als Wiege für investigativen Journalismus. Damals trafen sie aber nicht jedermanns Geschmack. Der Medienkritiker Karl Kraus schimpfte Kisch einen »Kehrrichtsammler der Tatsachenwelt«. Der reagierte prompt: Kraus lebe noch in der Vergangenheit und bevorzuge den »Federstiel gegenüber der Schreibmaschine« – während bereits ein neues Zeitalter begonnen habe. Fast hundert Jahre später blicken Medienkritiker in …