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Der Mythos vom freien Netz – und sein Einfluss auf den Journalismus

Schaut man auf die frühen Tage des massentauglichen Internets, also in die 1990er und frühen 2000er Jahre, entsteht ein Gefühl der Nostalgie. Das liegt nicht nur am reduzierten Design der damaligen Websites. Sondern auch am Charme der Prä-Social-Web-Zeit, als sich die Macht der großen Internetgiganten noch nicht herausgeschält hatte und auf Videoplattformen noch „echte“ Nutzer statt bezahlter Influencer dominierten. Und da war natürlich die Verheißung der Internet-Pioniere, das Web werde nun ganze Gesellschaften befreien und wahre Demokratie schaffen. Nüchtern betrachtet wirkte das schon damals übertrieben, heute wissen wir es ohnehin besser. Oder nicht? In einem neuen Buch zeigen die Kommunikationswissenschaftlerinnen Angela Philips und Eiri Elvestad, dass Mythen rund um die emanzipatorische Kraft des Netzes weiterleben – auch im Journalismus. Eine Rezension. Philips und Elvestad sind freilich angetreten, diese Mythen zu widerlegen. Dabei bedienen sie sich zumindest auf den ersten Blick einer Darstellungsform, wie sie kaum Social-Web-tauglicher sein könnte: dem Listicle. „Seven Myths of the Social Media Era“ ist ihr Buch „Misunderstanding News Audiences“ untertitelt.  Allerdings gehen sie auf 180 Seiten wissenschaftlich durchaus in die Tiefe. …

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Was ist noch Kunst in der digitalen Welt?

Vom Computer komponierte Musikstücke, Roboter, die malen, iPad-Zeichnungen, die am Ende nichts weiter sind als Datenhaufen: Was bedeutet die Digitalisierung für die Kunst? Bei weitem mehr als nur die Notwendigkeit, über geistiges Eigentum und Urheberschaft neu zu diskutieren. Am Ende wird es darum gehen, in einer digitalisierten Welt die Kunst unabhängig von der Einzigartigkeit eines Werks neu zu definieren – begonnen bei Walter Benjamin.

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Konkurrenz für Katzenvideos

Können journalistische, gar investigativ recherchierte Inhalte auf einer spaßorientierten Plattform wie YouTube funktionieren? Die Web-Reportagen des Y-Kollektivs können das offenbar, wie 138.000 Abonnenten und knapp 15 Millionen Aufrufe belegen. Jeden Donnerstag erscheint eine neue Folge, oft zu Tabu- oder heiklen Themen wie Sex, Drogen, Religion. Dennis Leiffels, geboren 1986 in Essen, ist Mitbegründer und einer von drei Geschäftsführern der Sendefähig GmbH. Sie produziert im Auftrag von Radio Bremen für funk, das junge Angebot von ARD und ZDF. Wieso die Reportagen des Y-Kollektivs online so gut ankommen und an welche Grenzen sie stoßen, verrät Leiffels im Interview. „Es wird Zeit, dass es online vernünftige Inhalte gibt“, hast du einmal in einem Interview gesagt. Was macht die Reportagen des Y-Kollektivs im Gegensatz zu anderen Online-Inhalten „vernünftig“? Leiffels: (lacht) Gute Frage. Ich kann euch sagen, aus welcher Situation heraus das entstanden ist. Ich habe mir den YouTube-Markt angeschaut. Was es dort gibt, kennen wir alle, aber was es dort bislang nicht gab, ist Journalismus. Es ist sehr schwierig, dort mit journalistischen Formaten zu bestehen. Und die Produktionskosten sind sehr viel …

Sprechen wir über Wahrheit

Foto: FCSCAFEINE/ Shutterstock.com Journalisten haben einen ganz eigenen Anspruch an die Wahrheit. Vor allem daran, die Wahrheit in ihrer Arbeit abbilden zu wollen. Auf gewisse Weise basieren journalistische Qualitätsstandards wie „Objektivität“ und „Richtigkeit“  auf der Annahme, es gäbe eine vom Menschen losgelöste Wahrheit, an die man sich, nimmt man sich als Berichterstatter nur weit genug zurück, annähern kann – in der Form, dass man sie nicht verfälscht. Aber: Ist das überhaupt möglich? Vielleicht kann Markus Gabriel, junger Shooting-Star der Philosophie, uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen. von Hannah Schmidt Der Anspruch, den Menschen an den Journalismus stellen, ist derjenige, umfassend und möglichst unverfärbt über Tatsachen informiert zu werden. Stimmen die berichteten Tatsachen nicht mit dem überein, was der Rezipient oder die Rezipientin für die „wahren“ Tatsachen hält, wird jedoch vor allem in den letzten Jahren schnell das Wort „Lüge“ in den Mund genommen, wird von Fälschung, von „Fake News“, gesprochen. Das bringt eine persönliche Ebene ins Spiel, die erst einmal mit dem Berichteten gar nichts zu tun hat: Schließlich ist eine Lüge eine absichtliche …

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Die Vermessung der Welt: Rezension von „Das metrische Wir“

Der Berliner Soziologe Steffen Mau liefert in seinem Buch „Das metrische Wir“ eine Bestandsaufnahme der Vermessung des Sozialen ab. Eindrücklich zeigt er auf, welchen Siegeszug Zahlen und Scores, Rankings und Ratings in allen möglichen Gesellschaftsbereichen angetreten haben. Bis zu einer Bestenliste, die alle diese Daten vereint und jedem Bürger einen individuellen Wert zuweist, ist es nicht mehr weit, wie Mau mit einem Beispiel aus China illustriert. Eine Rezension. Die Autorin Juli Zeh hat bereits 2009 beschrieben, wie eine datenbasierte Überwachungsgesellschaft aussehen könnte: In ihrem Roman „Corpus Delicti“ entwirft sie eine Gesundheitsdiktatur, in der nahezu sämtliche Körperparameter vom Staat ausgelesen werden. Seit 2009 sind die Datenmengen, die über jeden einzelnen Menschen potentiell verfügbar sind, weiter angewachsen, und auch die Praxis der Selbstvermessung im Dienste einer ständigen Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden erfreut sich bei vielen Menschen großer Beliebtheit. Der Berliner Soziologe Steffen Mau kann sein im Juni 2017 erschienenes Sachbuch „Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen“ folgerichtig mit einem ähnlich dystopischen Szenario beginnen, nur dass es sich in diesem Fall um ein reales handelt: …