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„Der Algorithmus ist keine Bedrohung“

Schon wenige Sekunden nach Abpfiff der Kreisliga-Spiele sind die ersten Spielberichte online. Nicht von Menschenhand geschrieben, so von einem Algorithmus generiert. Möglich macht das unter anderem die Software „rtr textengine“ der Firma Retresco, einem der führenden Softwareanbieter für automatisierten Journalismus in Deutschland. Sebastian Golly ist Leiter der Abteilung Textgenerierung. Im Interview mit Matchplan Sports spricht er über die Stärken und Schwächen des Algorithmen-Journalismus und erklärt, warum Journalisten vor „Kollege Roboter“ keine Angst haben müssen. Herr Golly, wann wird der Retresco-Algorithmus Sportreporter des Jahres? Wahrscheinlich nie. Ich glaube, es gibt Qualitäten, die weiterhin der menschliche Journalist am besten erfüllt: Top-Spiele zu betexten, wirklich Geschichten zu erzählen und Hintergründe darzustellen. Das sind Punkte, die einfach in den nächsten Jahren beim menschlichen, klassischen Journalisten gut aufgehoben sind. Was unser Algorithmus kann, ist, Routinetexte zu schreiben – nicht die Glanzstücke. Ist die Sorge einiger Journalisten begründet, dass Algorithmen sie den Job kosten könnten? Ich kann sie verstehen. Ich konnte diese Sorge aber bisher jedem Journalisten nehmen, dem ich gezeigt habe, was geht und wo die Grenzen unseres Ansatzes sind. …

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Wie Fußballjournalisten Statistiken einsetzen

Immer mehr Daten sind nutzbar. Doch sind sie auch nützlich? Vier Berichterstatter erzählen – über die Geschichte des Dateneinsatzes im Sportjournalismus und über Probleme, den Datenwust dem Pubikum zu vermitteln. „Das waren noch Zeiten“, sagt Frank Lußem – und lacht. Als er beim „kicker“ zu schreiben begann, kam der Statistik eine minimale Rolle zu, „sie war fast nicht wahrnehmbar“. 1980 wurde Lußem angestellt, heute leitet er die West-Redaktion des Sportmagazins – und muss schmunzeln, wenn er an die Verwendung von Datenmaterial denkt, damals vor fast 40 Jahren. Eine „Ein-Mann-Dokumentation“ habe der „kicker“ zu dieser Zeit beschäftigt. „Das war alles Handwerk“, sagt Lußem: „Einer aus unserem Team bekam damals immer die Horror-Jobs. Wie viele Gegentore Verein X gegen den Verein Y ingesamt kassiert hat, haben wir ihn zum Beispiel gefragt“. Und mit diesem Auftrag „hat er sich dann im Keller verschanzt, kam nach zwei Tagen staubbedeckt wieder heraus und hat uns einen Zettel auf den Tisch gelegt“, erzählt Lußem. „Man konnte nur hoffen, dass es korrekt und nicht seiner Müdigkeit wegen fehlerhaft war.“ Zahleneinsatz? Im Promillebereich …

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Paralympische Spiele: Mit sozialen Medien aus der Nische

Das Internationale Paralympische Komitee will nicht weniger als eine Bewegung starten und paralympische Athleten in den Fokus rücken. Dafür setzt es gezielt moderne Medien ein. Natalia Dannenberg-Spreier ist Leiterin der „Digital-Media“-Abteilung des IPC (International Paralympic Commitee). Sie leitet diese Abteilung seit 2013 und hat den Traum, die Paralympics in den Mainstream zu rücken. Im Interview erzählt sie, was die Digitalisierung und die Kommerzialisierung damit zu tun haben. Was macht das IPC und was ist Ihre Aufgabe im Verband?Das IPC ist für die paralympischen Spiele zuständig und als International Federation für zehn verschiedene Sportarten zuständig, für die Regeln und auch die Welt- und regionale Meisterschaften. Als Leiterin der Digital Media Abteilung bin ich zuständig für Social Media, Videos, Live Streaming, Email-Kommunikation und auch Partnerschaften, wenn wir bei digitalen Kampagnen mit Partnern arbeiten. Wir haben drei Festangestellte in unserem Team: Eine macht Videos, die andere Community Management und die dritte kümmert sich um den Content, also zum Beispiel auch um Grafiken oder Ähnliches. Ich als Leiterin des Teams bin eher für Strategie, Partnerschaften und solche Sachen zuständig. …

E-Sport

Der furchtlose Weltrekordhalter hat noch nicht genug

Michael Bittner ist der weltbeste „Fifa“-Spieler auf der X-Box-Konsole. Bei der Weltmeisterschaft reichte es trotzdem nicht für den Titel. Bittner, der sich „MegaBit“ nennt, sieht Videospiele als Sport auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Er, der nicht gerne gegen Kollegen spielt. Hinweis: Dieser Text ist im Rahmen eines Seminars am Institut für Journalistik der TU Dortmund entstanden. Er stellt den Stand vom Sommer 2018 dar. Wir veröffentlichen ihn im Rahmen unseres neuen Schwerpunkts „Matchplan Sports“ mit diesem Hinweis.  „MegaBit“ sitzt in seinem dunklen Zimmer, die Bildschirme leuchten in sein Gesicht. Er spricht aufgeregt, dabei ist außer ihm niemand im Raum. Vor ihm flimmert es Grün, gekonnt manövriert er wenige Zentimeter große virtuelle Figuren über den ebenso virtuellen Fußballplatz. Flanke, Kopfball, Tor. Großer Jubel im dunklen Bochumer Zimmer. Anfang 2018 ist Michael Bittner einer von zwei E-Sport-Profis des VfL Bochum. Rein optisch ist er nicht von einem Profifußballer zu unterscheiden. Er trägt ein Trikot des VfL, unter dem Wappen steht „E-Sports“ geschrieben. Sein Stuhl ist kein einfacher Schreibtischstuhl, sondern ein ergonomischer Sitz, der sich seiner Körperform …

Daten im Fußball

Woher die Daten im Fußball kommen

Philipp Obloch ist Leiter der OptaPro-Abteilung des Sport-Statistikunternehmens Opta. Im Interview erklärt er, wie Daten erhoben werden und was die Digitalisierung daran ändert. Außerdem gibt er Prognosen darüber ab, welche Statistiken in den nächsten Jahren auf die Sportfans zukommen und präsentiert seine Lieblingsstatistik. Welche Möglichkeiten hat die Statistik im Fußball mittlerweile? Eine Erklärung dazu gibt es hier. Herr Obloch, wie erhebt Opta die Daten, aus denen später die Statistiken werden? Pro Spiel wird jede Mannschaft von je einem Mitarbeiter betreut. Jedes Event wird in ein hauseigenes Programm eingetragen. Am Folgetag wird das nochmal überprüft und die Daten im Anschluss ausgewertet. „Wir erfassen jede Aktion am Ball“ Was bedeutet in diesem Fall „Event“, und welche Aktionen beobachtet Opta beim Fußball? Wir erfassen jede Aktion am Ball: Pässe, Schüsse und Dribblings, aber auchAnnahmefehler und Ähnliches. Die Aktionen werden dann mit Ort- und Zeitstempel versehen und die Spielsituation wird hinzugefügt. Und wie sieht es mit Daten abseits des Balls aus? Diese zu erheben, ist mit unserem Modell nur schwer möglich. Da müsste man ja bei jeder Aktion ein Stoppbild …

Statistik im Fußball: Eine Analyse

Advanced Stats, also fortgeschrittene beziehungsweise erweiterte Statistiken, nehmen eine immer größere Rolle im Sportjournalismus ein. Doch was genau leisten sie, was althergebrachte Statistiken nicht können? Und sind die bisher eingesetzten Statistiken tatsächlich aussagekräftig? Steht der Sport vor einer Daten-Revolution? Eine Einschätzung am Beispiel des Fußballs. Wie erkenne ich Advanced Stats? Ein Indikator dafür, dass es sich bei einer Statistik um eine Advanced Stat und nicht um eine Standardstatistik handelt, ist ihre Komplexität. Am ehesten kann man sich der Begriffsbedeutung durch ein Ausschlussverfahren nähern. Tore im Fußball gehören eindeutig zu dem, was wir als Standardstatistik erachten. Ihre Erfassung hat Tradition, Tore sind für den Ausgang des Spiels unabdingbar. Auch Assists – also Zuspiele, die zu einem Treffer führen – zählen zu den Standardstatistiken. Die prozentuale Wahrscheinlichkeit, mit der ein Assist zu einem Tor führt, gehört hingegen schon zu den fortgeschrittenen Statistiken, die schwieriger und zum Teil nur mit Hilfe technischer Hilfsmittel wie zum Beispiel Kameras erfasst werden können. Ziel von Advanced Stats ist es, vergangene Leistungen eines Spielers oder Teams zu bewerten und gleichzeitig auch Schlüsse …

Südkorea: Geburtsland des E-Sports

Während in Europa und Nordamerika der E-Sport auf dem Vormarsch ist, gibt es eine Region, in der das gar nicht mehr nötig ist: In Südkorea ist Zocken schon seit Jahren Volks- und Leistungssport. 1. September 2018 in Cibinong, Indonesien: Die sükoreanische Fußballnationalmannschaft gewinnt nach Verlängerung 2:1 gegen Japan und holt damit Gold bei den Asienspielen. Sportlich bewegt das in Europa kaum jemanden, die Schlagzeilen lauten eher: Heung Min Son weiterhin bei Tottenham. Der 26-Jährige hätte eigentlich bis zu seinem 30. Geburtstag den etwa zweijährigen Militärdienst ableisten müssen, der in Südkorea in der Verfassung festgeschrieben ist. Doch wer bei den Asien- oder den Olympischen Spielen Gold gewinnt, der braucht nicht zu dienen. Das gesamte Nationalteam ist von der Wehrpflicht befreit. Weniger als 48 Stunden zuvor, am 30. August 2018, in Jakarta, Indonesien, gewinnt auch Cho Seong Ju eine Goldmedaille. Cho ist besser unter seinem Nickname Maru bekannt, und in Südkorea berühmter als Heung Min Son. Er ist professioneller Starcraft-II-Spieler und seit Ende August einer der Sieger beim ersten quasi-olympischen E-Sport-Turnier. Ob er damit auch vom Militärdienst …