„Ethik-Richtlinien schießen wie Pilze aus dem Boden“
Interview mit Dr. Thilo Hagendorff, Medien- und Technikethiker Laut dem Zukunftsinstitut zählt Künstliche Intelligenz zu einem der Megatrends, die unser aller Leben maßgeblich verändern werden. Noch besteht die Chance, diese Entwicklung in eine ethisch vertretbare Richtung zu lenken. Doch wie genau kann das gelingen? Dr. Thilo Hagendorff, Medien- und Technikethiker an der Universität Tübingen und am Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam, erklärt, wo uns intelligente Systeme von Nutzen sind und wo es zugleich gilt, ihr Gefahrenpotenzial einzudämmen. Herr Hagendorff, das Thema Künstliche Intelligenz (KI) zählt schon seit geraumer Zeit zu einem Ihrer Forschungsschwerpunkte. Erstaunt es Sie, wie schnell die Entwicklung in den vergangenen zehn, 20 Jahren vorangeschritten ist? Dr. Thilo Hagendorff: Nein, das erstaunt mich nicht. In meinen Augen ist das eine recht normale Entwicklung, die viel mit self-fulfilling Prophecies zu tun hat. Da, wo sehr viele Forschungsgelder hineingesteckt werden, kommt am Ende auch viel heraus. In den Massenmedien werden oftmals dystopische Szenarien diskutiert, die – wenn sie denn Hand und Fuß hätten – auf eine sehr rasante Entwicklung hindeuten. Schaut man sich jedoch die konkreten …