Autor: Christopher Stolz

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„Der Algorithmus ist keine Bedrohung“

Schon wenige Sekunden nach Abpfiff der Kreisliga-Spiele sind die ersten Spielberichte online. Nicht von Menschenhand geschrieben, so von einem Algorithmus generiert. Möglich macht das unter anderem die Software „rtr textengine“ der Firma Retresco, einem der führenden Softwareanbieter für automatisierten Journalismus in Deutschland. Sebastian Golly ist Leiter der Abteilung Textgenerierung. Im Interview mit Matchplan Sports spricht er über die Stärken und Schwächen des Algorithmen-Journalismus und erklärt, warum Journalisten vor „Kollege Roboter“ keine Angst haben müssen. Herr Golly, wann wird der Retresco-Algorithmus Sportreporter des Jahres? Wahrscheinlich nie. Ich glaube, es gibt Qualitäten, die weiterhin der menschliche Journalist am besten erfüllt: Top-Spiele zu betexten, wirklich Geschichten zu erzählen und Hintergründe darzustellen. Das sind Punkte, die einfach in den nächsten Jahren beim menschlichen, klassischen Journalisten gut aufgehoben sind. Was unser Algorithmus kann, ist, Routinetexte zu schreiben – nicht die Glanzstücke. Ist die Sorge einiger Journalisten begründet, dass Algorithmen sie den Job kosten könnten? Ich kann sie verstehen. Ich konnte diese Sorge aber bisher jedem Journalisten nehmen, dem ich gezeigt habe, was geht und wo die Grenzen unseres Ansatzes sind. …

E-Sport

Der furchtlose Weltrekordhalter hat noch nicht genug

Michael Bittner ist der weltbeste „Fifa“-Spieler auf der X-Box-Konsole. Bei der Weltmeisterschaft reichte es trotzdem nicht für den Titel. Bittner, der sich „MegaBit“ nennt, sieht Videospiele als Sport auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Er, der nicht gerne gegen Kollegen spielt. Hinweis: Dieser Text ist im Rahmen eines Seminars am Institut für Journalistik der TU Dortmund entstanden. Er stellt den Stand vom Sommer 2018 dar. Wir veröffentlichen ihn im Rahmen unseres neuen Schwerpunkts „Matchplan Sports“ mit diesem Hinweis.  „MegaBit“ sitzt in seinem dunklen Zimmer, die Bildschirme leuchten in sein Gesicht. Er spricht aufgeregt, dabei ist außer ihm niemand im Raum. Vor ihm flimmert es Grün, gekonnt manövriert er wenige Zentimeter große virtuelle Figuren über den ebenso virtuellen Fußballplatz. Flanke, Kopfball, Tor. Großer Jubel im dunklen Bochumer Zimmer. Anfang 2018 ist Michael Bittner einer von zwei E-Sport-Profis des VfL Bochum. Rein optisch ist er nicht von einem Profifußballer zu unterscheiden. Er trägt ein Trikot des VfL, unter dem Wappen steht „E-Sports“ geschrieben. Sein Stuhl ist kein einfacher Schreibtischstuhl, sondern ein ergonomischer Sitz, der sich seiner Körperform …